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Nachhaltigere Wertschöpfungsketten

Wir haben Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit von Kakaolieferketten entwickelt und angewandt und Verbesserungsmassnahmen in einem transdisziplinären Setting bewertet. Unsere Erkenntnisse tragen dazu bei, die Nachhaltigkeit und Resilienz der globalen Wertschöpfungsketten, die den Schweizer Markt beliefern, zu stärken.

Hintergrund

Die Schweizer Schokoladenhersteller werden zunehmend für die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Lieferketten zur Verantwortung gezogen. Trotz zahlreicher Nachhaltigkeitsinitiativen bleiben viele Herausforderungen bestehen und die verschiedenen Akteure müssen ihre Resilienz (Widerstandsfähigkeit) verbessern, um die zunehmenden Störungen in den globalen Lieferketten besser bewältigen zu können. Der Umgang mit Nachhaltigkeit und Resilienz in Lieferketten erfordert ein Verständnis der aktuellen Gegebenheiten, der grössten Herausforderungen und der Wirksamkeit nachhaltiger Beschaffungspraktiken.

Ziel

Das Projekt verfolgte drei Ziele: 1) Die Nachhaltigkeit spezifischer Lieferketten, die den Schweizer Markt mit Kakao versorgen, analysieren. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse können wir dann gezielte Massnahmen erarbeiten, durchführen und bewerten. 2) Die Beziehungen zwischen verschiedenen Partnern in der Lieferkette bewerten und beurteilen, wie Landwirte die nachhaltigen Beschaffungspraktiken in ihren Lieferketten einschätzen. 3) Die Resilienzforschung durch Entwicklung und Erprobung eines Bewertungsrahmens für die Resilienz auf Betriebsebene vorantreiben.

Resultate

Herausforderungen und Auswirkungen im Bereich Nachhaltigkeit

Wir haben festgestellt, dass die landwirtschaftlichen Betriebe die grössten Umweltauswirkungen in den Kakaolieferketten verursachen, hauptsächlich durch Umnutzung von Landflächen und den Einsatz von Betriebsmitteln. Bei der ganzheitlichen Bewertung der Nachhaltigkeit auf Betriebsebene wurden die grossen Herausforderungen für die Nachhaltigkeit in den Bereichen Governance und Soziales ermittelt. Die umweltfreundliche Kakaoproduktion hatte zwar positive Nebeneffekte für die menschliche Gesundheit und die Ressourcenschonung im Hinblick auf die langfristige Produktivität der Betriebe, allerdings auf Kosten der Investitionen und der Rentabilität der Betriebe. Die Auswertung der Ergebnisse von Massnahmen gegen den Pestizideinsatz auf Kakaofarmen hat gezeigt, dass die Schulung der Landwirte alleine nicht ausreicht, um eine breite Akzeptanz nachhaltiger Kakaoanbaumethoden zu erreichen.

 

Vor- und Nachteile einer nachhaltigen Beschaffungspraxis

Die Landwirte sahen in den nachhaltigen Beschaffungspraktiken in ihren Lieferketten sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die Beziehungen der Landwirte zu ihren Direktabnehmern waren komplex und vielfältig, wobei das Vertrauen in und die Loyalität zu ihren Direktabnehmern von einer Reihe von Faktoren abhingen, u. a. von der Dauer der Geschäftsbeziehung und der Verfügbarkeit von Konkurrenzangeboten. Zu Konflikten kam es vor allem aufgrund der Preise, der unzureichenden Kommunikation und der mangelnden Unterstützung. Die befragten Landwirte äusserten kollektiv den Wunsch, dass die Ausbildung weniger theoretisch, sondern praxisorientierter und damit für sie hilfreicher gestaltet wird.

 

Transformationsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der Lieferkette

Für die Widerstandskraft entscheidend sind gemäss Resilienztheorie drei unterschiedliche Eigenschaften: Die Fähigkeit zur kurzfristigen Absorption (z. B. wirtschaftliche Robustheit), mittelfristigen Anpassung (z. B. wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit) und langfristigen Transformation (z. B. soziale Infrastruktur). Unsere Ergebnisse zeigen, dass Landwirte mit einer hohen kurzfristigen Absorptionsfähigkeit, z. B. durch eine diversifizierte Lebensgrundlage oder die Anwendung guter landwirtschaftlicher Praktiken, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie besser bewältigen konnten. Dies legt nahe, dass Studien zur Resilienz von landwirtschaftlichen Betrieben zwischen den drei Fähigkeiten unterscheiden und sich mit spezifischen Strategien gegen bekannte Risiken befassen sollten, anstatt die Ergebnisse in einem einzigen Resilienzwert zusammenzufassen. Wir haben zudem wichtige Methoden identifiziert, wie Landwirte ihre Resilienz stärken können, etwa über eine geringere Reisetätigkeit oder den Anbau von Subsistenzkulturen. Dies bringt jedoch auch grosse Zielkonflikte in Bezug auf die allgemeine Widerstandsfähigkeit der Lieferkette mit sich.

Bedeutung für die Forschung

Unser Projekt hat zur Verbesserung der Kenntnisse über die Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit von Kakaolieferketten beigetragen. Anhand umfassender Analysen auf Betriebsebene konnten wir die wichtigsten Zielkonflikte und Synergien zwischen den Nachhaltigkeitsdimensionen ermitteln. Zu den ökologisch-sozialen Zielkonflikten gehörten Nahrungsmittelsicherheit, Ernährungsvielfalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Betrieben. Liquidität, Rentabilität und interne Investitionen stellten umweltökonomische Zielkonflikte dar. Bei den Themen menschliche Gesundheit und langfristige Produktivität wurden hingegen Synergieffekte festgestellt.

Wir haben die Auswirkungen nachhaltiger Beschaffungspraktiken untersucht und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Dazu gehören die Kombination von Informationsmassnahmen mit Anreizen, die Förderung eines guten Anbaumanagements zur Reduzierung von Pestizideinsatz und die Stärkung der Beziehung zwischen Käufer und Lieferant. Es wurden zwei Rahmenkonzepte entwickelt und getestet: eines für die Beziehungen zwischen Käufer und Lieferant im Rahmen nachhaltiger Beschaffungspraktiken und ein anderes für die allgemeine Bewertung der Widerstandsfähigkeit auf Betriebsebene.

Bedeutung für die Praxis

Unsere Erkenntnisse und Empfehlungen richten sich in erster Linie an unsere Partner aus dem Schweizer Schokoladensektor und dienen der Information der privaten Akteure im Bereich Nachhaltigkeits-Regulierung entlang der Kakao- und anderer globaler Lieferketten. Die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind – die sozioökonomischen Herausforderungen in den Erzeugergemeinschaften, die unzureichende Umsetzung guter landwirtschaftlicher Praktiken und die steigenden gesetzlichen Anforderungen in den Verbraucherländern – gelten jedoch für die gesamte Kakaobranche. Daher sind unsere Erkenntnisse und Vorschläge auch für öffentliche Akteure und Institutionen von Bedeutung und können dazu beitragen, wirksame Massnahmen für nachhaltige Lieferketten zu entwickeln.

Projektleitung​

Dr. Christian Schader
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)

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Das Forschungsprojekt hat uns einen detaillierten Einblick bezüglich Nachhaltigkeit unserer Kakao-Lieferkette gegeben und uns ermöglicht Strategien zu entwickeln, um diese weiter zu fördern.

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Florian StuderSchöki (Head of Idea)

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